Bachelor

​Der Studiengang Bachelor of Science HES-SO in Osteopathie baut auf zwei Ausbildungsachsen auf.

Die erste Achse ist auf die Entwicklung osteopathischer Kenntnisse konzentriert und vermittelt Wissen über Konzepte und Wissenschaften der Osteopathie. Dies ermöglicht den Studierenden den Erwerb der erforderlichen Kompetenzen, um die fachspezifischen Techniken ausgehend von einem ganzheitlichen Gesundheitsverständnis anzuwenden.

Die zweite Achse ist auf das Grundlagenwissen im Bereich der medizinischen und der Biowissenschaften ausgerichtet und erlaubt es den Studierenden, sich die erforderlichen Kompetenzen für das Erstellen von Differentialdiagnosen und die Durchführung körperlicher Untersuchungen (Clinical Assessment) anzueignen.

Zum theoretischen Unterricht gehören die Grundlagenfächer der Philosophie der Osteopathie und ihrer Konzepte, aber auch das damit verbundene Grundlagenwissen aus der Biowissenschaft.

Der Bachelor-Studiengang vermittelt die theoretischen Grundlagen und die erforderlichen Kompetenzen, um die Studierenden auf die klinische Osteopathie-Ausbildung auf Master-Stufe vorzubereiten.

Rahmenstudienplan 2022 Bachelor of Science HES-SO in Osteopathie

Ich werde Osteopath / Osteopathin FH

 

Die Osteopathie-Ausbildung, die von der HES-SO an der Hochschule für Gesundheit in Freiburg angeboten wird, ist einmalig in der Schweiz. Es gibt momentan an keiner anderen Fachhochschule eine gleichwertige Berufsausbildung, die Absolventinnen und Absolventen die Tätigkeit als „Grundversorger/in“ ermöglicht (direkte Patientinnen- und Patientenbetreuung, d.h. ohne dass die osteopathische Behandlung von einem Arzt verschrieben werden müsste). Dies macht die Osteopathieausbildung an der Fachhochschule spezifisch und einzigartig, insbesondere im Hinblick auf die Aufnahmebedingungen für Studierende zum fünfjährigen Studiengang (Bachelor und Master) und die enge Zusammenarbeit mit praktizierenden Fachleuten, der Hochschule für Gesundheit Freiburg und der medizinischen Fakultät der Universität Freiburg.

Der angebotene Studiengang zielt darauf ab, reflektierende Fachleute auszubilden und die Fachhochschule im Bereich Osteopathie zu positionieren. Der Lehrplan ermöglicht es den Studierenden, allgemeine, für alle Gesundheitsberufe relevante Fähigkeiten und osteopathiespezifische Fachkompetenzen zu entwickeln. Letztere sind im Fächer- und Lernzielkatalog für die interkantonale Prüfung für Osteopathinnen und Osteopathen (GDK) festgelegt.

 

Osteopathinnen und Osteopathen sollen am Ende ihres Studiums (Bachelor und Master) fähig sein:

• ihren Beruf selbständig auszuüben, d.h. eigenverantwortlich und interdisziplinär nach den neuesten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen und unter Berücksichtigung ethischer und wirtschaftlicher Aspekte zu handeln,

• Informationen und Forschungsergebnisse aus ihrem Bereich zu analysieren, kritisch zu bewerten und in Praxis und Lehre anzuwenden,

• mit dem/der Patient/in und anderen Beteiligten gezielt und objektiv zu kommunizieren, insbesondere über den erhaltenen Befund und seine Interpretation,

• Patientinnen und Patienten in Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten zu betreuen,

• die Fachkompetenz der anderen anerkannten Gesundheitsberufe zu berücksichtigen,

• ihr Wissen über die geltenden gesundheitsrechtlichen Bestimmungen in die Praxis umzusetzen,

• die Grenzen der osteopathischen Behandlung zu erkennen und zu achten.

Der Bachelor-Studiengang ermöglicht den Erwerb von ECTS-Punkten, die im europäischen Hochschulraum, wie er durch den Bologna-Prozess definiert ist, anerkannt sind.

Durch die Validierung der Module können die folgenden ECTS-Punkte erworben werden:

- 5 ECTS je Theoriemodul
- 10 ECTS für die Bachelor-Arbeit

Ein ECTS-Punkt entspricht rund 30 Stunden Arbeit für die Studierenden, aufgeteilt in die verschiedenen Aktivitäten der Ausbildung:

- Kurse
- betreutes Selbststudium
- individuelle Arbeit

Das Bachelor-Studienprogramm setzt sich aus 36 theoretischen Modulen (180 ECTS-Kreditpunkte) zusammen. Jedes Semester umfasst 6 theoretische Module à 5 ECTS-Punkte. Beim Vollzeitstudium sieht die Aufteilung der Module wie folgt aus:

Semester1

Introduction l’ostéopathie
Biologie humaine I
Anatomie 1 (Appareil locomoteur 1)
Physiologie I - Histologie
Ostéopathie structurelle I
Ostéopathie fonctionnelle I

Semester2

Anatomie 2 (Appareil locomoteur 2)
Physiologie I
Biologie humaine II
Ostéopathie structurelle II
Ostéopathie fonctionnelle II
Diagnostic 1

Semester 3

Ostéopathie viscérale I
Physiologie II
Neurosciences
Anatomie 3 (tête et viscéres)
Ostéopathie structurelle III
Ostéopathie fonctionnelle III

Semester 4

Ostéopathie viscérale II
Diagnostic 2 (Rhumato-neuro-pharmaco)
Diagnostic 3 (Cardio-néphrologie-pharmaco)
Ostéopathie structurelle IV
Ostéopathie fonctionnelle IV
Ostéopathie crânienne I

Semester 5

Ostéopathie Viscérale et Crânienne
Ostéopathie Fonctionnelle V
Diagnostic 4 (Neurologie-Psychiatrie-med. int-Pharm)
Sciences Humaines
Ostéopathie Structurelle V
Travail de Bachelor

Semester 6

Diagnostic 5 (Pédiatrie-Gynéco-Obstétrique-Pharmaco)
Stage d'observation
Diagnostic 6 (Pneumologie-ORL-Méd. D’urgence)
Ostéopathie Structurelle et Fonctionelle VI
Ostéopathie viscérale et crânienne
Travail de Bachelor

Master 1. Jahr

Formation clinique 1
intégration ostéopathie et diagnostique I
Travail de master 1
Intégration ostéopathique et diagnostique II
Intégration ostéopathique et diagnostique III
Travail de master 2
Formation clinique 2a

Master 2. Jahr

Intégration ostéopathique et diagnostique IV
Travail de Master 3
Formation Clinique 2b
Intégration ostéopathique et diagnostique V
Travail de master 4
Formation Clinique 3

Die Ausbildung im Laufe der Jahrzehnte

Die Geschichte der Osteopathie-Ausbildung verlief in der Schweiz anders als in andern Ländern. In den Vereinigten Staaten – dem Geburtsland der Osteopathie – hat sich diese Ausbildung bereits gegen Ende des 19. Jahrhundert parallel zum Medizinstudium entwickelt. Im 20. Jahrhundert wurde die Osteopathie in die Medizinerausbildung integriert, und zwar in der Form eines gemeinsamen dreijährigen Grundstudiums mit nachfolgender Spezialisierung. Auch heute noch sind die Doctors in Osteopathy (D.O.) in den USA als vollwertige Ärztinnen und Ärzte anerkannt.

In Grossbritannien ebenso wie im restlichen Europa begann die Osteopathie-Ausbildung zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Schulungen für paramedizinische und medizinische Fachleute. Da diese Ausbildung sowohl komplementär als auch teilzeitlich war, galt die Osteopathie als Spezialisierung eines anderen Gesundheitsberufes. Die Gesundheitsberufe versuchten, die Osteopathie in sich zu integrieren, obwohl sich ihre Philosophie und ihr Zugang zu den Patientinnen und Patienten von jenen beispielsweise der Physiotherapie, der Ergotherapie oder auch der Pflege unterscheiden.

Aus diesem Grund entstanden in den 1980er Jahren in Europa die ersten vollzeitlichen Ausbildungsstätten, die das Ziel verfolgten, die Osteopathie zu einem eigenständigen Gesundheitsberuf zu machen. Dank diesen Bemühungen konnte die Qualität der Ausbildung auf ein medizinisches Niveau gehoben werden. Die Absolventinnen und Absolventen der Osteopathie-Ausbildung wurden unter anderem befähigt, bei Funktionsstörungen eine Differentialdiagnos zu erstellen, wodurch sie für ihre Patientinnen und Patienten zum Hausarzt geworden sind. Seit damals hat sich die Vollzeitausbildung, die einem Bedürfnis der Studierenden entspricht, in Europa immer weiter verbreitet. Diese Ausbildung erfüllt die Qualitätsanforderungen an einen Beruf der medizinischen Grundversorgung und gewährleistet die Sicherheit der Patientinnen und Patienten.

Seit 2014 werden Osteopathinnen und Osteopathen in Freiburg ausgebildet

Nachdem 2010 die bis dahin einzige Ausbildungsstätte für Osteopathie unseres Landes geschlossen wurde, welche die Kriterien für die Zulassung zur interkantonalen Prüfung der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und direktoren (GDK) erfüllt hatte, blieb den Interessierten keine andere Wahl, als sich im Ausland ausbilden zu lassen.

Vor diesem Hintergrund reichte die Fachhochschule Westschweiz (HES-SO) unter der Ägide der damaligen Freiburger Staatsrätin Isabelle Chassot und des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) beim Eidgenössischen Bundesamt für Wirtschaft, Bildung und Forschung einen Antrag zur Eröffnung eines Studiengangs in Osteopathie ein. Dieser wurde am 30. Januar 2014 offiziell gutgeheissen, so dass der erste Studiengang am 15. September des gleichen Jahres gestartet werden konnte. Er wird aufgrund der zentralen geografischen Lage und der Möglichkeit, die Ausbildung zweisprachig anzubieten, von der Hochschule für Gesundheit Freiburg durchgeführt.

Diese in der Schweiz einmalige umfassende Ausbildung wurde von den angehenden Osteopathinnen und Osteopathen mit ungeduldig erwartet. Sie entspricht zudem der erwünschten Entwicklung des Schweizer Gesundheitssystems und stärkt den Bereich Gesundheit der HES-SO. Der Studiengang in Osteopathie ist heute Bestandteil ihres Ausbildungsangebots in den Gesundheitsberufen.